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Mobility-as-a-Service: Eine gute Idee mit großen Herausforderungen

18.02.2021

Mobility-as-a-Service (MaaS) ist derzeit in aller Munde und doch gibt es sehr unterschiedliche Vorstellungen, was MaaS eigentlich bedeutet und welches Zielbild damit verfolgt werden soll. Mobility-as-a-Service klingt zunächst einmal nach Mobilität und Service und das ist auch gut so, immerhin haben in der Vergangenheit Mobilität und Service nicht immer gut zusammengepasst. Aber was genau hat es eigentlich mit diesem Service auf sich?

Außer dieser einen App benötigen Nutzerinnen kein weiteres digitales Angebot mehr

Mobility-as-a-Service (kurz: MaaS) ist im Grunde genommen ein sehr simples Konzept: Unabhängig vom Anbieter werden verschiedene Mobilitätsangebote über eine digitale Plattform zur Verfügung gestellt. Auf dieser Basis lassen sich dann auch unterschiedliche Verkehrsmittel in einer Reisekette kombinieren, buchen und bezahlen. Nutzer*innen können so die für sie ideale Reisekette zusammenstellen, um von A nach B zu kommen. Dabei sind im Idealfall ihre Reisepräferenzen bereits hinterlegt. Einzelpreise fügen sich zu einem übersichtlichen Gesamtpreis zusammen, so dass das Studium der einzelnen Tarife gänzlich entfällt. Vereinfachend kann man es so formulieren: Nutzer*innen benötigen für ihre jeweiligen (lokalen) Mobilitätsbedürfnisse nur noch eine einzige App. Damit sind wir aber bereits bei der entscheidenden Frage: Wer ist am Ende der Betreiber dieser einen App? Wer wird zum „Amazon für Mobilität“? Immerhin wird dieser (glückliche) Betreiber eine außerordentliche Marktmacht haben. Er hat nicht nur direkten Zugang zu den Kunden und kann so unzählige weitere Services auch jenseits der Mobilität anbieten (Grab oder GoJek sind hier nur zwei Beispiele aus dem asiatischen Raum), er verfügt auch über sämtliche Mobilitätsdaten der Nutzer*innen und kann so einen uneinholbaren Wettbewerbsvorsprung aufbauen. Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass Mobilitätsanbieter auf eine Abwickler-Rolle reduziert werden mit entsprechend üppigen Provisionszahlungen an den Betreiber für die vermittelten Fahrten.

Ein erfolgreiches Angebot ist auf Kooperationen angewiesen

Diese zumindest für die Betreiber lukrative Aussicht ist Grund genug für etablierte Unternehmen genauso wie für Start-ups, eigene Mobility-as-a-Service Modelle zu entwickeln und in den Wettbewerb um diese Betreiberrolle einzusteigen. Die Dynamik in diesem Markt ist dementsprechend groß. Gemäß EY Start-up-Barometer Deutschland wurden 2019 über 1,6 Milliarden Euro in Mobility-Start-ups investiert. Damit war der Mobility-Sektor der bei Weitem beliebteste Sektor für Start-up-Investitionen in Deutschland. In vielen Fällen wird mit Hochdruck an IT-Lösungen gearbeitet, aber oftmals wird außer Acht gelassen, dass ein erfolgreiches Angebot auf Kooperationen angewiesen ist. Und hier genau liegt das Problem: Wer möchte kooperieren und so Gefahr laufen, seine Kunden zu verlieren und abhängiger Abwickler zu werden? Die Erfahrung zeigt, dass sich hier die meisten Unternehmen (noch) sehr schwertun. Und so stellt sich die Frage, wie Nutzer*innen dennoch in den Genuss von Mobility-as-a-Service kommen können.

Die Lösung liegt vermutlich beim ÖPNV

Vermutlich liegt die Lösung bei den lokalen ÖPNV-Anbietern, welche zusätzliche Mobilitätsangebote nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung verstehen. Weiterhin ist beim ÖPNV aufgrund des öffentlichen Auftrages der Kampf um die digitale Kundenschnittstelle vielfach weniger stark ausgeprägt. So kann bereits „vom Start weg“ mit nur wenigen zusätzlichen Anbietern ein lokal starkes Angebot geschaffen werden, welches zudem auch noch Anforderungen an die Nachhaltigkeit Rechnung trägt. Wenn dann noch Verkehrs- und Stadtplanung an einem Strang ziehen, dann kann neben dem digitalen Angebot auch physisch an sogenannten Mobilitätsstationen die Voraussetzung für ein nahtloses, verkehrsmittelübergreifendes Reiseerlebnis geschaffen werden.
Somit lassen sich bereits heute schon Faktoren herausstellen, die ein gutes MaaS-Angebot umfassen sollte:

  1. Ein ernsthaftes MaaS-Angebot umfasst auch immer den ÖPNV
  2. Ein starkes lokales Angebot ist ein „Muss“. Ein überregionales Angebot kommt weit dahinter an zweiter Stelle
  3. MaaS-Anbieter sind gut darin beraten, ökologische Aspekte nicht nur zu berücksichtigen, sondern diese auch aktiv in den Entscheidungsprozess der Nutzer*innen einzubeziehen
  4. Das Kundenerlebnis findet nur zum geringen Teil digital statt. Ein MaaS-Angebot berücksichtigt das gesamte Kundenerlebnis, also auch die eigentliche Reise
  5. Durch die Hinterlegung von bestimmten Präferenzen und Eigenschaften müssen alle tariflich relevanten Parameter insofern berücksichtigt werden, als dass die Preisermittlungen für die Nutzer*innen transparent und nachvollziehbar bleibt und ihnen kein monetärer Nachteil entsteht

Wir bei Mobility Allstars begrüßen es, wenn noch viele weitere ÖPNV-Anbieter das Thema Mobility-as-a-Service ganz oben auf ihre Agenda setzen. Der Mehrwert für die Nutzer*innen ist Argument genug und durch die Einbindung der öffentlichen Hand wird eine privatwirtschaftliche Monopolisierung der Mobilität zugleich vermieden.

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Über den Autor:
Christoph Werneke ist Vorstandsmitglied von Mobility Allstars e.V. und Vice President Germany bei RGP. Christoph widmet sich seit vielen Jahren mit großer Leidenschaft den vielfältigsten Themen der Mobilität. Dabei behält er den Menschen und dessen Lebensqualität immer im Blick.

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