Im Gespräch mit Gründungsmitglied Silvia Fischer

1.04.2021

Silvia Fischer ist 37 Jahre alt, Mutter von zwei kleinen Mädchen und Mobilitätsenthusiastin. Mit fast 15 Jahren Erfahrung in der Branche, davon über zehn Jahre in Führungspositionen bis ins C-Level, arbeitet Silvia aktuell als Executive Coachin und verantwortet die Smart Mobility Strategie bei FREE NOW. Außerdem ist sie Gründungsmitglied von Mobility Allstars.

Silvia, warum bist du Gründungsmitglied von Mobility Allstars geworden?

Silvia: „Wir haben Mobility Allstars gegründet, weil wir eine nachhaltige Mobilitätswende dringend brauchen, zum Beispiel für ein lebenswertes Umfeld für unsere Kinder, und weil wir gemeinsam mehr bewegen können. Als sektorspezifisches Netzwerk bringen wir spannende Menschen zusammen, bieten Raum für kontroverse Diskussionen und wollen Visibilität für unsere Themen schaffen.“

Wie nimmst du die Mobilität heute wahr?

Silvia: „Mobilität ist heute eine Selbstverständlichkeit. Wir erwarten unhinterfragt, dass wir in angemessen kurzer Zeit und ganz bequem von A nach B kommen. Egal, ob das Ziel in der eigenen Stadt oder Region liegt oder auf der anderen Seite des Globus. Corona lässt uns gerade bitter realisieren, wie sehr Mobilität unsere Lebensqualität mitbestimmt.“

Wie meinst du das?

Silvia: „Nicht mobil sein zu können, stellt einen massiven Einschnitt in unsere Lebenswelt dar, trotz aller Digitalisierung. Vor Corona bin ich privat und beruflich um die ganze Welt gereist und habe die Art zu Reisen zumeist als Teil des Erlebnisses gesehen. Im Alltag muss Mobilität einfach funktionieren. Verzögerungen, egal welcher Art, kann ich nicht gebrauchen.“

Wie nimmst du das Thema Individualmobilität wahr?

Silvia: „Nicht nur im ländlichen Raum, sondern auch in den Städten ist der Anteil der Individualmobilität leider noch immer zu hoch und der Anteil von nachhaltigen Verkehrsträgern zu gering. Auf dem Land bleibt einem kaum eine funktionierende Alternative zum eigenen PKW, vor allem nicht in Randzeiten. Die Städte platzen aus allen Nähten vor Autos, die sich stauen und keine Parkplätze mehr finden können. Der Anteil an wirklich nachhaltigen Angeboten ist sowohl im Bereich der Individualmobilität als auch bei den Angeboten des öffentlichen Verkehrs und der Sharing Mobility noch deutlich verbesserungswürdig.“

Wofür trittst du an? Was ist dein Beitrag zu einer Veränderung der Mobilität?

Silvia: „Um die Notwendigkeit zum Besitz von eigenen Verkehrsträgern, vor allem von PKWs zu reduzieren, braucht es neben einem vielfältigen und funktionierenden Mobilitätsangebots einen bequemen und ganz einfachen Zugang zu diesen Angeboten. Das Schlüsselwort hierzu heißt Mobility-as-a-Service. Ich trete für die intelligente und intuitive Vernetzung des Mobilitätsökosystems an. Hierzu ist ein ganz lokaler, multimodaler, agnostischer Ansatz notwendig und eine Simplizität, die die Nutzung öffentlich zugänglicher Verkehrsträger zum No-Brainer macht. Dafür hat zum Beispiel FREE NOW den Begriff ‚Multimobilität‘ geprägt und entwickelt sich in rasantem Tempo von einer Ridehailing-App zur echten Multimobilitäts-Plattform für ganz Europa. Meine Aufgabe ist dabei die Ausweitung des Angebots der Plattform mit weiteren Mobilitätsangeboten.“

Welche Trends haben aus deiner Sicht die größte Bedeutung für die Mobilität der Zukunft?

Silvia: „Neben dem allgemeinen Trend zur Integration und Vernetzung bestehender und immer neuer Angebote als Mobility-as-a-Service wird auch weiterhin der Trend zu nachhaltigeren Verkehrsangeboten eine große Rolle spielen, also E-Mobilität und der Einsatz von nachhaltigen Energieträgern. Außerdem werden AI and IoT weitere und verbesserte Anwendungsformen finden, beispielsweise in marktreifen fahrerlosen Angeboten oder Drohnen.“

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