Im Gespräch mit Michael Minis von MOQO

15.04.2021

Michael Minis ist Co-Founder und Geschäftsführer des Shared-Mobility-Infrastruktur-Anbieters MOQO. Im Jahr 2010 launchte sein Team die erste p2p-Carsharing Plattform auf dem deutschen Markt (tamyca.de) und baute eine Community von 150.000 privaten Carsharern auf. Heute bedient MOQO neben Carsharing-Anbietern auch Bike-Sharing- und Scooter-Sharing-Anbieter in 14 Ländern auf drei Kontinenten.

Michael, warum ist dein Unternehmen MOQO Mitglied bei Mobility Allstars?

Michael: „Wir glauben an die Kraft von Netzwerken und entwickeln unsere Plattform basierend auf dieser Prämisse. Zudem suchen wir den Austausch mit anderen Unternehmen, Experten und Kritikern der Mobilitätsbranche. Mobility Allstars bietet aus unserer Sicht dieses Forum, da multimodal und für die D-A-CH-Region gedacht und diskutiert wird. Hier möchten wir mitgestalten und unseren Beitrag leisten.“

Als MOQO bietet ihr Menschen „maximale Mobilität“.

Michael: „Ganz genau. Maximale Mobilität können wir aus unserer Sicht dadurch erreichen, dass wir verschiedene Angebote an vielen Orten in Europa miteinander vernetzen. Und das nicht nur in den Metropolen, sondern an den Orten, an denen Menschen leben, arbeiten oder Sport treiben. Wir sehen Mobilität ganz allgemein als den Wunsch, von A nach B zu gelangen. Spontan, geplant, selbstfahrend oder chauffiert.“

Was tut MOQO dafür?

Michael: „Mit unserer MOQO-Plattform unterstützen wir bereits heute Forschungsprojekte zu selbstfahrenden autonomen Shuttles sowie autonomen Fluggeräten. Außerdem bieten wir Unternehmen die Möglichkeit, basierend auf der MOQO-Infrastruktur innerhalb von vier Wochen zum Shared-Mobility-Anbieter zu werden.“

Das klingt nach Mobility-as-a-Service. Was ist aus deiner Sicht der wesentliche Erfolgsfaktor für MaaS?

Michael: „Aus unserer Sicht ist Nähe der alles entscheidende Faktor. Ein Angebot muss in meiner unmittelbaren Umgebung verfügbar sein. Vor meiner Haustüre, Bürotüre, Sporthalle oder einem Supermarkt. Nur dann kann ich diese Mobilitätsangebote in meinen Alltag integrieren und sie als valide Alternative zum eigenen PKW wahrnehmen.“

Welche Faktoren spielen dabei noch eine Rolle?

Michael: „Viele weitere Faktoren sind bei der Betrachtung der Angebote und der Use-Cases wichtig, wie etwa Verfügbarkeit, Preis, größe der Fahrzeuge, Wetter und so weiter. Doch all diese Faktoren spielen keine Rolle, wenn ich das Angebot nicht in meinen Alltag integrieren kann.“

Wie sieht es mit Sharing auf dem Land aus?

Michael: „Wichtig vorab: Es funktioniert. In zahlreichen Projekten sehen wir kommunale Versorger oder auch kleine Vereine, die ein profitables und gut ausgelastetes Sharing-Angebot auf dem Land schaffen: Etwa im Verbund der Dörpsmobil-Projekte in Schleswig-Holstein, in dem Vereine elektrische Carsharing Fahrzeuge für ihr Dorf betreiben. Auch hier gilt, dass die Nähe einer der Schlüsselfaktoren ist. Sofern eine ausreichende Menge an Menschen in einer ländlichen Region, einem Dorf oder auch einem Quartier Zugang zu dem Sharing-Angebot haben, können sie dieses Angebot in ihren Alltag integrieren.“

Funktioniert denn auf dem Land nur Carsharing?

Michael: „Nein, es muss nicht immer Carsharing sein. Auch Bürgerbusse können eine attraktive Ergänzung bieten. Allerdings braucht es dazu einen Träger oder Anbieter, der neben der Schaffung des Angebots auch die Vermarktung sowie den Betrieb vor Ort engagiert ausführt.“

Wie sollte es aus deiner Sicht mit der ländlichen Mobilität weitergehen?

Michael: „In Zukunft hoffen wir auch weitere ÖPNV On Demand Angebote im ländlichen Raum zu sehen. Im Rahmen des Forschungsprojektes Urban Move haben wir viel über Zubringermobilität aus Quartieren zu Hauptverkehrsadern wie etwa Bahnhöfen gelernt. Wir durften aber auch verstehen, dass die Akzeptanz der Angebote und die operativen Aufwände aktuell noch Herausforderungen für die Betreiber darstellen. Ich wünsche mir, dass mehr regionale und kommunale Verkehrsunternehmen den Baustein Shared Mobility in ihr Portfolio aufnehmen und so dabei helfen, ein Netzwerk zu stricken, das eine attraktive Ergänzung zu ihren Angeboten darstellt.“

Und was wünschst du dir für Mobility Allstars?

Michael: „Ich fände es toll, wenn es Mobility Allstars gelingen würde, Mobilität ganzheitlich zu betrachten und fokussiert Denkanstöße, Maßnahmen und Kritik zu platzieren. Durch die multimodale und multinationale Aufstellung des Vereins hat Mobility Allstars die Chance, über aktuelle Begrenzungen hinaus zu denken und Lösungen und Konzepte zu entwickeln, die Menschen wirklich interessieren.“

More Posts

Lastenrad-Sharing: Chance für die urbane Mobilität?

Lastenrad-Sharing: Chance für die urbane Mobilität?

Lastenräder und eLastenräder erfreuen sich einer steigenden Nachfrage. Sie sind eine belastbare Alternative zum eigenen Auto und liegen voll im Trend. Lastenräder transportieren Familien, Hunde und große Einkäufe. Ist die Zeit reif für ein kommerzielles Lastenrad-Sharing, insbesondere in großen Städten?

„Nachhaltigkeit ist für uns kein Wort aus den 2000ern“ – Interview mit Kerstin Hurek vom ACE

„Nachhaltigkeit ist für uns kein Wort aus den 2000ern“ – Interview mit Kerstin Hurek vom ACE

„Der Klimawandel geht uns alle an, ebenso die damit verbundenen Verpflichtungen, Emissionen zu reduzieren“, sagt Kerstin Hurek, Leiterin der Abteilung Verkehrspolitik beim ACE Autoclub Europa e.V., dem zweitgrößten Autoclub Deutschlands. Welche konkreten Beispiele sie dazu anführt und warum sie sich darüber hinaus bei Mobility Allstars e.V. engagiert, erfahrt ihr hier.

Die Mobilitätswende – nur Gerede oder schon gelebte Praxis?

Die Mobilitätswende – nur Gerede oder schon gelebte Praxis?

In Kooperation mit dem Travel Industry Club haben wir unser zweites gemeinsames Networking-Event veranstaltet, diesmal in Hamburg. Zum Thema „Die Mobilitätswende – nur Gerede oder schon gelebte Praxis?“ haben wir mit Mobilitätsexpert*innen diskutiert, wie die Mobilitätswende aus Sicht von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft tatsächlich vorangeht.